Wuppertaler Erklärung
Das bildungspolitische Selbstverständnis Freier Alternativschulen
In Deutschland gibt es 85 Freie Alternativschulen, europaweit ca. 220. Das Wort „Freie“ signalisiert, dass es sich um Orte der Bildung handelt, die den Umgang mit Freiheit, Selbstverantwortung und Demokratie zu ihren zentralen Anliegen machen. Dadurch unterscheiden sie sich von den meisten anderen Schulen.
Alternativschulen sind Schulen, in denen Kindheit als eigenständige Lebensphase mit Recht auf Selbstbestimmung, Glück und Zufriedenheit verstanden wird und nicht nur als Trainingsphase für das Erwachsenen-Dasein.
Alternativschulen verzichten auf Zwangsmittel zur Disziplinierung von Kindern, sondern schaffen einen Raum, in dem Kinder ihre Bedürfnisse (Bewegungsfreiheit, eigenes Lerntempo, spontane Äußerungen) entfalten können.
Lerninhalte bestimmen sich aus den Erfahrungen der Kinder und werden mit den LehrerInnen gemeinsam festgelegt. So zeigt sich die Auswahl der Lerngegenstände als Prozess. Der Komplexität des Lernens wird durch vielfältige und flexible Lernformen, die Spiel, Schulalltag und das soziale Umfeld der Schule einbeziehen, Rechnung getragen.
Alternativschulen wollen über die Aneignung von Wissen hinaus emanzipatorische Lernprozesse unterstützen, die für alle Beteiligten neue und ungewohnte Erkenntniswege eröffnen.
Über die Aspekte des Lernens hinaus enthalten die Alternativschulen auch eine politische Dimension. Sie gehen davon aus, dass die gesellschaftlichen Probleme der Gegenwart (Ökologie, Kriege, Armut etc.) auf demokratische Weise nur von Menschen zu lösen sind, die Eigenverantwortung und Demokratie leben können. So bieten sie Kindern, LehrerInnen, aber auch Eltern die Möglichkeit, Selbstregulierung und Demokratie im Alltag immer wieder zu erproben.
Da Alternativschulen selbstverwaltete Schulen sind, ist die Gestaltung der Selbstverwaltung eine prägende Erfahrung im Umgang miteinander.
So sind Alternativschulen ein Raum, in dem Haltungen und Lebenseinstellungen als veränderbar und offen begriffen werden.
(formuliert auf dem Bundestreffen der Freien Alternativschulen 1986)